Chile Chico – El Chaitén

28.1.2017
Am Morgen habe ich die Sonne und das funktionierende Internet genossen. Ich habe einige Skype Telefonate geführt und beschlossen, nach El Chaltén in Argentinien zu fahren. Ich wollte mit dem Bus und ohne Fahrrad dorthin fahren. Ich habe die Familie, die den Zeltplatz betreibt, gefragt, ob ich mein Fahrrad und einige Taschen bei ihnen lassen könnte. Das sei kein Problem, die Taschen würde sie in ihren Haus unterbringen und das Fahrrad im Büro. Ich bin dann alle meine Sachen durchgegangen um zu entscheiden, was ich mitnehme und was ich dalasse.

Das nächste Problem war herauszufinden, wann ein Bus fährt. Die Busse nach El Chaltén fahren vom argentinischen Grenzort Los Antiguos und ich habe niemanden gefunden, der mir über die Busverbindungen Auskunft geben konnte. In einem Büro wurde mir gesagt, erstmal nach Los Antiguos kommen und dann weitersehen.

Das war nämlich der nächste Engpass: Wie sollte ich die 6 km bis zum Busbahnhof nach Los Antiguos zurücklegen, es gab weder Bus noch Taxi. Da blieb nichts anderes als trampen. Als nach ca. 20 min keiner angehalten hat, habe ich erst einmal etwas gegessen. Ich hatte es auch nicht eilig, weil die Busse höchstwahrscheinlich über Nacht fahren. Ich wusste auch schon von anderen Reisenden, die ich auf dem Zeltplatz kennengelernt hatte, dass die Fahrt 11 Stunden dauern würde. Bei meinem 2. Versuch zu trampen hat recht bald eine argentinische Familie angehalten, die mich dann zum Busbahnhof in Los Antiguos gefahren haben. Die Grenze zu passieren war mit Wartezeiten und einigen Formalitäten verbunden. Alle Mitfahrer mussten aus dem Auto aussteigen und in einem Büro die Formalitäten erledigen. Anschließend wurden alle Autos überprüft. Manche mussten alles ausräumen, andere nur den Kofferraum öffnen. Die ganze Prozedur war erst bei der Ausreise aus Chile und noch einmal bei der Einreise nach Argentinien zu durchlaufen. Wir Älteren können uns ja noch an die Zeiten erinnern, als es in Europa ähnlich mühsam war, eine Grenze zu überqueren. Bleibt nur zu hoffen, dass es in Europa auch weiterhin offene Grenzen gibt.

Nette argentinische Familie

Als wir am Busbahnhof ankamen habe ich mich gefreut, dass der nur dreimal in der Woche verkehrende Bus heute um 19 Uhr fahren sollte. Die drei Stunden Wartezeit habe ich mit Lesen und dem Einkaufen von Reiseproviant verbracht. Kurz vor Abfahrt kam noch ein argentinischer Fahrradfahrer, Guillem, der auch die Carretera Austral gefahren war, dazu. Er hatte kein Zelt dabei und wollte deshalb bis Calafate mit dem Bus fahren, weil es zwischendrin keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt. So geht es auch. Er war mit ziemlich wenig Gepäck unterwegs. Er hat sein Fahrrad mit wenigen Handgriffen und Materialien wie Pappe, Klebeband und einer großen Plastiktüte in ein handliches Paket verwandelt.

Guillem

Da in dem Riesenbus aber nur ca. 8 Reisende mitfuhren hätte er das Fahrrad wahrscheinlich auch einfach so unten reinlegen können. Auch zum Schlafen gab es in dem Bus genug Platz. Für Einheimische aus der Gegend war dieser Bus scheinbar nicht gedacht. Am Anfang der Fahrt habe ich einige Bilder aus dem Bus gemacht, aber die Landschaft hat sich während der ganzen Fahrt nicht geändert. Ich dachte das wäre die argentinische Pampa, aber Guillem hat mir erklärt, das wäre die Steppe. Die Pampa ist grün, dort wird Viehhaltung betrieben.

Am frühen Morgen gegen 6 Uhr kamen wir an, ohne Vorwarnung waren wir plötzlich da und standen im Morgengrauen vor einem Hostel, dessen Rezeption besetzt war. Zunächst hieß es, es gäbe nur ein Dreierzimmer, das nur als ganzes Zimmer vermietet wird. Der Typ hat mir schon erklärt, wo das nächste Hostel ist, als ihm auffiel, dass er doch noch ein Bett hätte. Um nicht bis zur Eincheckzeit um 14 Uhr warten zu müssen und das Zimmer sofort beziehen zu können (Um noch ein bisschen zu schlafen.), musste ich noch für die zurückliegende Nacht bezahlen. Statt der verlangten 350 argentinischen Dollar hatte ich nur 300, die dann auch gereicht haben.
Hier fällt gleich auf, dass der Betrieb professionell, aber auch unpersönlich organisiert ist. Der Standard was Einrichtung und sanitäre Anlagen betrifft ist deutlich höher. In diesem Ort ist alles auf die internationalen Trecking Touristen eingestellt. Es gibt im Ort ein Informationszentrum für den Nationalpark. Der junge Mann dort hat mir erklärt, dass normalerweise alle Busse (außer die Nachtbusse) dort anhalten und die Touristen dort eine kurze Einführung zum Verhalten im Nationalpark und über die vorhandenen Trecking Routen erhalten. Da ich diese Einführung nicht erhalten habe wurde mir alles in einem persönlichen Gespräch nähergebracht. In dem Informationszentrum gab es auch verschiedene Reliefdarstellungen des Nationalparks, in die die Wanderwege dargestellt sowie alle markanten Merkmale der Landschaft, wie Lagunen, Gletscher und Berge, bezeichnet waren. Das war sehr informativ. Draußen gab es auch einen kleinen Lehrpfad zu den Pflanzen, die hier in diesem kargen Gelände wachsen. Von dort startete auch ein kurzer Wanderweg , der zu einigen Aussichtspunkten führte. Von oben hatte ich einen guten Ausblick auf den Ort und die umliegenden Berge. Bei der Wanderung kamen mir viele Leute entgegen, aber kaum jemand hat gegrüßt. Komische Stimmung hier, alle schienen intensiv damit beschäftigt, ihren touristischen Verpflichtungen nachzukommen. Gibt ja auch viel zu tun hier.

Auf der Straße habe ich dann noch das canadische Päarchen aus Vancouver wiedergetroffen, die in Hornopirén auf dem Zeltplatz waren. Sie waren den ganzen Weg von dort mit dem Fahrrad hierher gefahren. Jetzt hatten sie aber auch genug vom Radfahren und wollten mit dem Bus weiter Richtung Süden und anschließend zurück nach Santiago. Den Norden Chiles wollen sie dann mit einem Mietwagen bereisen und die Räder in Santiago lassen.

Später fing es dann an zu regnen und sehr stark zu stürmen. Das hat auch den ganzen Abend nicht aufgehört, so dass es draußen richtig ungemütlich war. Statt Ofenheizung oder offenes Feuer gibt es hier Zentralheizung mit Heizkörpern.

Ich hatte ja schon gehört, dass es in Argentinien ganz anderes ist als in Chile. In Argentinien sehe alles viel gepflegter und ordentlicher aus. Und tatsächlich fallen gleich einige optische Unterschiede auf. Viele Häuser hier sind nicht wie im südlichen Chile aus Holz sondern aus Stein gebaut. Der Putz ist in freundlichen Farben angestrichen. Das macht äußerlich einen besseren Eindruck als die einfachen Holzhäuser im südlichen Chile.

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