Roadtrip to Punta Gallinas

26.4.2017 – 28.4.2017

Die Tour nach Punta Gallinas, zum nördlichsten Punkt Südamerikas, haben wir am Mittwoch gestartet. Dazu sind wir zunächst mit einem Colectivo nach Uribia  gefahren, die Stadt die auch als Hauptstadt der Indigen bezeichnet wird weil ein großer Teil der Bevölkerung Uribias dem indigen Volk der Wayúu angehört. Wir haben dort kurz auf das nächste Fahrzeug gewartet und sind mit einem Jeep mit 4-Rad Antrieb weitergefahren.

Der Weg nach Cabo de la Vela verlief dann zunächst noch auf einer asphaltierten Straße entlang der Eisenbahnlinie, auf welcher die Kohle aus dem in der Nähe liegenden Tagebau El Cerrejón zum Hafen transportiert wird. Auf dem Rückweg ist ein unglaublich langer Zug an uns vorbeigefahren. Auch nach Deutschland wird die Kohle aus Kolumbien geliefert, was vor einigen Jahren wegen des Vorwurfs von massiven Menschenrechtsverletzungen zu Kritik auf den Aktionärsversammlungen der großen deutschen Energieversorger geführt hat. Unter anderem hat die taz 2014 ausführlich in diesem Artikel berichtet, sowie DIE ZEIT 2013 in diesem Artikel.
In diesem Beitrag der deutschen Welle wird der Einfluss der Kohlenmine auf das Leben der Wayúu dargestellt. Dabei geht es um die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und auf den Wasserhaushalt.

Die letzten 17 km ging es dann entlang einer staubigen Sandpiste bis wir Mittags in Cabo de la Vela ankamen. Unser Fahrer stellte sich dann als Generalunternehmer heraus, der uns ungefragt zu einem Hostel gefahren hat und uns alle weiteren Fahrten, einschließlich der Fahrt zurück nach Uribai, zu einem Pauschalpreis angeboten hat. Da das Hostel ok schien und der Preis für die Fahrt auch im Rahmen dessen lag, was wir vorher schon gehört hatten, fanden Jana und ich es ganz praktisch und fühlten uns auch nicht überfahren, während Clare sich nicht so bevormunden lassen wollte und meinte, wir sollten uns lieber noch andere Übernachtungsmöglichkeiten ansehen und auch wegen der Fahrt noch andere Möglichkeiten finden.

Dorfstraße von Cabo de la Vela

Nach der Ankunft haben wir Mittag gegessen und sind anschließend gleich zum nächsten Ausflug aufgebrochen. Es war sehr heiß und ich hätte mir auch gut vorstellen können, den Nachmittag in der Hängematte im Schatten zu verbringen. Aber die Tour war schon bezahlt und man könnte ja was verpassen. Es wurden drei verschiedene Punkte angefahren und die Ausblicke und die wüstenähnliche Landschaft waren schon sehr beeindruckend.

In Cabo de la Vela gab es zwar Strom, trotzdem war abends alles ziemlich dunkel und das größere Problem war, dass es kein Wasser gab. Für die Toilettenspülung wurde Meerwasser in Eimern verwendet, die aber nicht immer zur Verfügung standen. Aus den Wasserhähnen kam auch kein Wasser, Hände waschen war also nicht möglich und zum Zähne putzen musste das Trinkwasser aus Flaschen verwendet werden. Duschwasser gab es auch nicht. Auf Nachfrage hat man einen Eimer mit einer Schüssel bekommen, mit der man sich das Wasser über den Körper gegossen hat. Diese Situation war damit nochmal eine deutliche Verschärfung gegenüber der Situation wie sie in allen Orten an der Küste ist, nämlich daß das Leitungswasser nicht als Trinkwasser empfohlen wird. So muss man ständig neue Plastikflaschen mit Wasser kaufen, alternativ gibt es auch 6 Liter Wasser in einem Plastiksack. Das ist dann auch deutlich billiger, ist aber auf Reisen etwas unpraktisch.

Durch die Erfahrung kein Wasser zu haben wird einem einmal bewußt, wie selbstverständlich die ständige Verfügbarkeit von Wasser für uns ist und wie abhängig wir auch davon sind. Andererseits ist es für so viele Menschen auf der Erde gar nicht selbstverständlich. Auch für die meisten der Indigenen, die hier in der Wüste leben, ist Wasser sehr knapp und kostbar und ich kann mir nur schwer vorstellen, wie die Menschen in dieser trockenen und heißen Einöde leben können. Es gibt wohl keine Brunnen und es hat seit 3 Jahren nicht mehr geregnet. So sind sie wohl auf Wasserlieferungen angewiesen.

Am nächsten Tag ging es im Morgengrauen ohne Frühstück los. Wir sind weiter durch Wüste gefahren, die einzige Vegetation waren große Kakteen und einige vertrocknete Sträucher. Wir haben kaum größere Ansiedlungen gesehen. Meistens waren es nur ein oder zwei Häuser, die etwas weiter von der Straße entfernt lagen. Auf dem Weg haben Kinder mit Seilen die Straßen versperrt und wollten Süßigkeiten haben. Manchmal standen dort auch Frauen, die Früchte verkaufen wollten. Auf dem Hinweg hat unser Fahrer meistens angehalten und den Kindern Süßigkeiten und Wasser gegeben, auf dem Rückweg hat er die „Absperrungen“ einfach ignoriert. Man kann das als Spiel betrachten, aber ich finde es wirklich traurig, dass die Kinder jeden Tag um Süßigkeiten betteln und dass diese Beschäftigung ein Teil ihres Alltags ist. Ich vermute, dass nur morgens Autos vorbeikommen und wahrscheinlich sind es nicht mehr als zwischen 10 und 20 Fahrzeuge in jede Richtung.

Gegen 9 Uhr kamen wir in einem kleinen Dorf an, in dem Frauen Kaffee und Pan de Queso verkauft haben. Nach diesen kleinen Frühstück sind wir bis Punta Gallinas durchgefahren und kamen nach einer kurzen Bootsüberfahrt in unserem Hostel an. Hier war die Wasserversorgung etwas besser organisiert. Es gab große Behälter auf den Dächern, die mit gefilterten Salzwasser gefüllt waren. Dieses Wasser wurde für die Toilettenspülung und für die Duschen verwendet. Für die Stromproduktion gab es einen eigenen Generator. Schade, dass die Sonnenenergie hier nicht genutzt wird.

Nach einem kurzen Aufenthalt und dem Beziehen der Zimmer (Ich habe mir ein Zimmer mit eigenem Bad gegönnt) bzw. der Hängematten sind wir zum Puntas Gallinas gefahren, dem nördlichsten Punkt Südamerikas. Der Punkt selber ist natürlich nichts besonderes aber die Landschaft ist beeindruckend. Nach einem ausgiebigen Fotoshooting sind wir zu einer riesigen Sanddüne am Meer gefahren. Diese haben wir zu Fuß überquert und uns anschließend eine Weile am Strand aufgehalten und im Meer gebadet. Es gab große Wellen und man muss hier immer wegen der Strömungen aufpassen. Den Nachmittag habe ich in der Hängematte genossen und dabei die Schweine beobachtet, die hier frei herumgelaufen sind.

Am nächsten Morgen haben wir die Rückreise angetreten und sind direkt nach Riohacha zurückgefahren. Dort haben wir mittags richtig lecker libanesisch gegessen, das war mal eine schöne Abwechslung. Außerdem habe ich mir ein Hin- und Rückflugticket auf die zu Kolumbien gehörende Karibikinsel San Andrés gekauft. Von vielen Leuten hatte ich gehört, dass sich die Reise dorthin auf jeden Fall lohnen würde. Die Flüge dahin sind ziemlich günstig (ca. 60 Euro hin- und zurück). Am nächsten Morgen war ich mit Jana noch auf dem Markt, um eine Hängematte zu kaufen (wofür ich die Hängematte brauche, dazu später mehr). Außerdem habe ich mir noch ein Kleid gekauft, weil die wenige Kleidung, die ich dabei habe, langsam auseinanderfällt.

Schreibe einen Kommentar