Cordoba

10.4.2023: Die Zugfahrt von Zaragoza nach Cordoba (Direktverbindung) führt durch hügeliges Gelände und süd-östlich an Madrid vorbei. Wir erreichen kurzzeitig eine Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h und die Außentemperatur wird mit 28 Grad angezeigt. Die Fahrzeit beträgt knapp drei Stunden.

Wir sind für zwei Tage hier und beziehen ein kleines Hotel in der Altstadt (Alma Andalusi), es hat einen kleinen für die Altstadt typischen Innenhof (Patio), in dem wir auch unser Frühstück einnehmen können. Nach einer ersten Orientierung in der Umgebung sehen wir hauptsächlich Restaurants, Cafés, Klamotten- und Souvenierläden und viele Menschen. Am Abend machen wir noch einen Spaziergang am Flussufer und treffen überraschend Bekannte aus Friedberg, unserem ehemaligen Wohnort, die ebenso nichtsahnend auf uns zukommen. Es gibt eine Restaurant-Empfehlung, ein Selfie für gemeinsame Freunde in Friedberg und unsere Wege trennen sich wieder. Sparsame hessische Kommunikation wie wir sie aus unserem früheren Leben kennen.

Am zweiten Tag besichtigen wird die Hauptsehenswürdigkeit von Cordoba, die Moschee Kathedrale. Das imposante Gebäude, Mezquita, ist schon am späten Vormittag gut gefüllt, vergleichbar mit Gaudis Kunstwerk in Barcelona. Mit dem bescheidenen Unterschied, dass die Grundfläche dieses Gebäudes ein Vielfaches von der sich eher bescheiden ausnehmenden Sagrada Família beträgt.

Es ist die Woche nach Ostern und an jeder der vielen Säulen ist die deutsche Sprache zu vernehmen. Bildungsbürgertum ist unterwegs um sich über Geschichte und Entwicklung dieses Bauwerks, von römischen Ursprungen über eine einfache Kirche und eine überregional bedeutende Moschee hin zu einem Bischofssitz zu bilden.

Die Informationstafeln verweisen stolz auf den Einfluss des Christentums und dessen Sakralbauten auf die Kultur des christlichen Abendlandes. Für mich als kirchensteuerzahlenden Katholiken stellt sich doch letztendlich nur die eine Frage, wo ist zwischen dieser Unzahl von Säulen der Tabernackel mit dem ewigen Licht, das Allerheiligste, für meine Phase der Andacht und inneren Einkehr, zu finden?

Ein wesentlicher Anziehungspunkt für Touristen ist auch die für den Verfasser überraschend ausladende Monstranz, ein Ostensorium von besonderer Größe und selfieheischendem Glanz.

Nicht zu verhehlen sind an dieser Stelle allerdings auch die Gedenktafeln von im spanischen Bürgerkrieg aufgrund ‚religiöser Verfolgung’ getöteter Priester. Eine kurze Recherche hat ergeben, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um mit den Franquisten sympathisierende Geistliche handelte, die demzufolge von der Volksfront bzw. den Republikanern hingerichtet wurden. 2007 wurden viele dieser Opfer selig gesprochen, ein in der spanischen Gesellschaft umstrittener Akt. Auch umgekehrt gab es Opfer von Geistlichen, die mit der Linke sympathisierten. Die aber an dieser Stelle keine Erwähnung finden. Unrühmliche Phase der katholischen Amtskirche.

Nach gut 2 Stunden verlassen wir die Stätte der Hochkultur, 13 €‚ ‚gut angelegt’. Der Verfasser ist üblicherweise recht sparsam mit begeisterten Attributen aber dieses Bauwerk, als Zeugnis des über die Jahrhunderte überdauernden Wettstreits der Baukunst zweier Religionen und der entsprechenden ‚Intentionen‘, war wirklich sehenswert. Nun suchen ein Lokal auf um unseren menschlichen Bedürfnissen Genüge zu tun.

Die 31° und den wolkenlosen Himmel gibt es umsonst obendrein zu dem Besuch dazu. Anschließend stellt sich die Frage was noch mit dem angebrochenen Tag anfangen.

Nach einer kleinen Auszeit im Hotel geht es wieder auf Jück, nur, wohin? Da fällt mir ein, dass ich von einem interessanten Platz gelesen hatte, jenseits der Altstadt und weitgehend entgegen des Touristenstroms. Den Weg vom Hostel aus hatte ich schon in der Komoot App gespeichert. 

Nach 10 Minuten Spaziergang haben wir einen ausladenden Platz im neueren Teil der Stadt erreicht. Bettina ist entzückt von dem lebhaften Treiben, der hohen Aufenthaltsqualität mit einem schönen Brunnen und vielen einladend gestalteten Sitzmöglichkeiten. Mal eine Abwechselung zu den kleinen Altstadtplätzchen zwischen engen, vollen Gassen. Na, das mit meinem ‚erlesenen‘ Tip ist ja gut ausgegegangen. Wir suchen ein Restaurant, ich nehme einen strammen Max auf Spanisch und sie politisch korrekt einen Quinoa-Salat ein. Unser letzter Abend in Cordoba, aber so kann er nicht enden. Bettina kann immer noch einen draufsetzen und so sind wir noch in einem Jazzclub gegangen, in welchem Dienstags eine Jam-Session stattfindet. Als wir um 21 Uhr eintrafen, waren wir die ersten Gäste, losgehen sollte es um 21:30 Uhr. Rasch füllte sich der Laden, und später ging auch die Musik los. Das Lokal war gut gefüllt und ein einsamer Gitarrist mit digitaler Unterstützung gab sein Bestes zu Erbauung der Gästeschar.

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