Sevilla

12.04.2023: Heute ist wieder Reisetag. Wir lassen es langsam angehen und setzen auf spontane Reservierungen direkt am Bahnhof. Hat auch geklappt, aber der Zug nach Sevilla war doch ziemlich voll.

Um elf Uhr muss das Zimmer geräumt werden, dann noch ein kurzes Frühstück im kühlen Patio. Tee gibt es umsonst, heißes Wasser auch. Und Süßgebäck aus den unvermeidlichen Plastikverpackungen. Für den Kaffee gibt es den leckeren mitgebrachten Pulverkaffee, Urlaubskaffee halt. Später wird es ja noch richtigen Kaffee geben.

Kurzes Gespräch mit der Dame an der Rezeption. Es solll wieder warm werden heute. Zu warm für die Jahreszeit, damit werde der sowieso schon zu lange Sommer (mit Höchsttemperaturen von 50 °C) noch länger.

Rucksack aufnehmen und ab, bei blauem Himmel, zum Bahnhof. Den Park lassen wir links liegen und gehen lieber durch die schattigen Gassen, das halbe Stündchen. Ein Lob auf den Hüftgurt. Wenn der Rucksack erst mal auf dem Rücken befestigt ist, dann wird das Gewicht erträglich. Am Bahnhof erst mal eine Nummer ziehen. Ging alles supereasy, nach 20 Minuten gehts zum Bahnsteig (kann Wolfgang gut sagen, wenn er mich losschickt und wartet bis ich mit den Reservierungen wieder vor ihm stehe).

Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt, kaum in das WLAN des Zuges eingeloggt, Ankunft in Sevilla, Scheint ein Endstationsbahnhof zu sein. Der Bahnhof ist voll gestopft mit Schnellzügen, Nahverkehr Fehlanzeige. Muss mit der Lupe gesucht werden.

Angekommen fahren wir mit dem Bus zu unserem Hostel, diesmal ein Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad, Gemeinschaftsküche und Dachterasse. Gut schließende, schlecht schallgedämmte Fenster zur Straße, auf der (wie wir später merken) bis in die Nacht gefeiert wird. In Sevilla war ich schon während meiner 3-monatigen Radtour (von Friedberg nach Tarifa im Jahr 2016) gewesen und ich hatte die Stadt noch in guter Erinnerung. Dazu könnt ihr gerne den entsprechenden Blogbeitrag lesen. Wir sind viel durch die Stadt gelaufen, haben kleinere Einkäufe gemacht, uns zwischendurch auf der Dachterasse ausgeruht und vor allem das tolle Essen genossen. Die einzige Sehenswürdigkeit, die wir besichtigt haben, war das Casa de Salinas, ein Gebäude, dass sich im Privatbesitz befindet und noch bewohnt wird. Die Besitzerin ist 103 Jahre alt und wohnt dort mit drei ihrer zwölf Söhne. Mit einer privaten Führung konnten wir das Haus besichtigen. Nach Cordoba war ich abgefüllt und habe mir von der hiesigen Kathedrale und dem Palast auch nicht mehr so recht was versprochen – ehrlich gesagt.

Dort haben wir einige Bekanntschaften nicht nur mit netten Menschen gemacht, sondern auch mit den zugewanderten, buntgefiederten Bewohnern Sevillas. Vor unserem Hostel steht ein hoher Baum, dessen Äste und grüne Blätter direkt vor der Dachterasse einen dichten grünen Lebensraum bilden (Viele Bäume in der Stadt sehen mit vielen welken Blättern wesentlich schlechter aus.). Von dort hören wir lautes Vogelgezwitscher, bei näherem Hinsehen sehen die Vögel aus wie Wellensitiche oder kleine Papageien. Es sind ganz viele und ich wundere mich, diese Vögel hier zu sehen. Eine kurze Internetrecherche ergibt, dass die Mönchssittiche und die Halsbandsittiche inzwischen zur Plage in spanischen Städten geworden sind. Als ich mich mit Jemanden über die Pagageien unterhielt, erzählte er mir, dass sich nicht nur Sittiche, sondern auch Kaninchen zu einer Plage entwickelt haben, die große Schäden in der Landwirtschaft anrichten.

Und auch hier ist der Wassermangel allgegenwärtig. Cordoba und Sevilla liegen an dem Fluß Guadalquivir, dessen Flußdelta vor der Mündung in den Atlantik einen großen Nationalpark bildet, den Parque Nacional de Doñana. Die Taz schreibt in regelmäßigen Abständen über die Probleme dort ( Dezember 2020, Juni 2021, Januar 2022 und April 2023). Das größte Feuchtgebiet Spaniens ist vom Austrocknen bedroht, weil riesige Erdbeerplantagen, die in der Nähe liegen mit legalen und illegalen Brunnen bewäsert werden. Nachdem Spanien zunächst von der EU angemahnt wurde, die Naturschutzgesetzte einzuhalten, hat Andalusien die schon vorher praktizieren Verstöße durch ein neues Gesetz legalisiert. Dagegen will die spanische Regierung jetzt vorgehen, weil ein Nationalpark nicht unter die Ländergesetzgebung fällt.

2 Gedanken zu „Sevilla“

  1. Vielen Dank wieder für eure Eindrücke und die schönen Fotos.

    Wir waren Ende der 90iger mit einer Segelyacht von Olhao aus in Cordoba, in Sevilla (und Malaga sowie Macharaviaia in den Bergen) waren wir zu Beginn der 80iger. Lange her, aber immer mit schönen Erinnerungen. Abends haben wir am Fluss Fisch-Fastfood in Tüten gekauft um beim Schlendern genossen.

    Ich war auch in Malaga und Zaragoza zur Corrida, sowie in Ronda oben in den Bergen mit einem Museum über den Stierkampf. Aldomóvar hat einen Film über eine Torera gemacht, die verletzt wird und ins Koma fällt.( „Habla con ella“)

    Es geht beim Stierkampf neben dem weiblichen und männlichen Machismo und der Bewunderung für die „Kämper:in“ um das Gemeinschaftserlebnis im Stadion mit Getränken, Wasser, das zur Kühlung verspritzt wird und den Teilen des Tieres, die nach erfolgreichem „Tanz“ in die Menge geworfen werden. Ich hatte dann plötzlich ein Ohr im Schoß. Die Aggression wird im Gegensatz zum Fußball, dem wir ja so fröhnen, auf das Tier übertragen. Irgendwie ist die Massentierhaltung auch ein Akt der Aggression gegenüber den Tieren. Allerdings ohne jegliche Ästhetik. Ich hatte dann aber in Malaga auch genug von solcherlei Spektakel.

    Auf dem Gualdalquivir sind wir gesegelt und in einen Seitenarm abgebogen, wo wir einfach stehen konnten, weil das Schiff zwei Kiele hat und nicht umkippt. Das war sehr romantisch.

    Ich weiß ja nicht, ob das interrailmässig geht: Fahrt in Portugal in den Nationalpark Peneda-Geres. Es ist traumschön dort. Ich hatte im Herbst eine Reservierung dort, hätte aber fliegen müssen für 14 Tage und hab das deshalb gecancelt.

    Liebe Grüße Sabine

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  2. Liebe Bettina, lieber Wolfgang,

    nun habt ihr bald Bergfest, Hälfte ist um!
    Außer den schönen Bildern fasziniert mich ja euer Schreibstil, richtig unterhaltsam.

    Da ich eure Reiseorte nicht kenne, kann ich eher punktuelle Kommentärchen :-)) beitragen:
    „Gut schließende, schlecht schallgedämmte Fenster zur Straße, auf der (wie wir später merken) bis in die Nacht gefeiert wird“ … da fühlt ihr euch ja wie zu Hause! Zum Glück sind wir gut schallgedämmt. Hier hat am Wochenende bei sehr plötzlichem Sommerwetter (gefühlt von 0 auf 100) der Park nur so gebrummt, schon nachmittags zogen die jungen Leute mit Bierkästen etc. auf die Wiesen. Unsere neuen Mitbewohner Anton und Julia waren etwas geschockt, obwohl sie davon gehört hatten, dass hier Partymeile ist.
    „Die Besitzerin ist 103 Jahre alt und wohnt dort mit drei ihrer zwölf Söhne“ (reife Leistung … und auch noch Töchter?), das muss eine interessante Person und ein interessantes Haus sein.
    Papageienplage gibt es auch in Wiesbaden, da breiten sich seit Jahrzehnten aus, laut Presse (eben gegoogelt) ca. 5000 grüne Amazonen/Halsbandsittiche. Dort fahre ich am Mittwoch zum Heimatbesuch hin und werde bei ihrem Geschrei an euch denken.

    Dann mal gute Weiterreise, Portugal muss schön sein. Da wollten wir als WG 1978 mit dem VW-Bus hin, aber der Motor ist bei Bilbao verreckt und wir saßen auf einem Campingplatz im Baskenland fest, bis ein Freund aus Deutschland mit dem Austauschmotor kam. Die anderen sind dann heimgefahren, ich habe mein Praktikum bei Barcelona angetreten.
    Aber so was kann euch ja nicht passieren als Interrailer!

    Liebe Grüße
    Marianne

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