Reflexion der Reise nach Israel/Palästina

Selten hat eine Reise einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen und mich so beschäftigt, wie unsere Reise nach Israel/Palästina im Herbst 2014. In mehreren Blogbeiträgen habe ich meine Erlebnisse dort geschildert. Schon beim Verfassen der Blogbeiträbe habe ich mich intensiv mit dem, was wir dort hörten und sahen auseinandergesetzt, vieles musste ich auch nach der Reise noch recherchieren, weil ich die Zusammenhänge vor Ort gar nicht so genau verstanden hatte. Je mehr ich über das Thema gelesen habe, desto mehr weitere Fragen taten sich auf. Wie gut, dass die Stadtbücherei in Friedberg und Frankfurt ein entsprechendes Angebot haben. Weitere Bücher habe ich in Buchläden in Berlin und Frankfurt gefunden. In Frankfurt kann ich die Internationale Buchhandlung im Bahnhofsviertel empfehlen, die sehr viele Bücher zum Thema Israel/Palästina hat.

Im Internet bin ich vor kurzer Zeit auf einen Vortrag von Miko Peled gestoßen, den er 2012 in Seattle gehalten hat. Miko Peled ist der Sohn des bekannten israelischen Generals Matti Peled und lebt in den USA. In dem Vortrag (englischsprachig) fasst er die wesentlichen Aussagen seines Buches „The General’s son“ zusammen.

Vieles von dem, was Miko Peled über die Situation in Palästina sagt, entspricht auch meinen Eindrücken, den ich sowohl durch unsere Besuche vor Ort  als auch nach der vertiefenden Lektüre gewonnen habe.

Am Anfang des Videos erklärt Miko Peled, dass einiges von dem was er sagen wird, schwer zu ertragen ist, und dass er nicht glaubt, dass es  möglich ist, zu dem Thema einen ausgewogenen Vortrag zu halten. Schwer zu ertragen deshalb, weil er der gängigen Erzählung eine komplett andere Darstellung gegenüber stellt. Diese Darstellung resultiert aus den Forschungen der sogenannten „Neuen Historikern“, einer Gruppe von israelischen Historikern, die durch ihre Forschung aufgedeckt haben, dass es massive Vertreibungen von Palästinensern gab, besonders schon 1947, vor der eigentlichen Gründung des Staates Israel.
Auch wir sind während unserer Reise immer wieder damit konfrontiert worden, dass es in Israel und Palästina zwei völlig unterschiedliche Darstellungen (Narrative) der gleichen Geschichte gibt.
Inzwischen habe ich auch das Buch von Miko Peled gelesen. Das Buch hat mich besonders deshalb so beeindruckt, weil er seine persönliche Familiengeschichte mit den politischen Ereignissen verknüpft. In seinem Buch schildert Miko Peled sehr eindrucksvoll den Prozess, den er durchgemacht hat, bis er die alten Mythen und Dogmen, mit denen er aufgewachsen ist, durch neue Erkenntnisse und Erfahrungen überwinden konnte.

Miko Peled hält eine Zwei-Staaten Lösung inzwischen für kaum noch möglich und plädiert für einen gemeinsamen Staat, in dem alle Bürger gleiche Rechte und Pflichten haben. Er kommt in seinem Buch zu dem Schluss, dass Israel mit den Friedensverhandlungen erst begonnen hat, als die durch Israel geschaffenen Tatsachen es bereits unmöglich machten, einen eigenen palästinensischen Staat zu gründen.

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