Viana do Castello-Camping Rio Alto-Porto

16.9.2016: Schlecht geschlafen in Pilgerherberge. Zwei Leute im Raum haben sehr stark geschnarcht, ich muss mir unbedingt Ohropax kaufen. Frühstück mit Kaffee und Croissant in sehr geschäftiger Frühstücksbar gegenüber der Herberge. Es war so ein heimeliges Wohlfühlen in all den Geräuschen und Gerüchen aus frischem Kaffee und Brot. Ich wollte einfach nur hier bleiben, in dieser Geborgenheit, wollte nicht wieder raus auf die Straße, wo ich wieder den Weg suchen musste, und nur grob wusste wo es lang geht. Es ist schon was anderes jetzt in Portugal zu sein, ich weiß fast nichts von dem Land und kann kein Wort Portugiesisch. So fühle ich mich etwas verloren und wie ein Fremdkörper. In Spanien in ein Café zu gehen, sich dort an die Bar zu setzen und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen war immer sehr schön, hier ist das alles nicht so einfach.

Später habe ich in einem kleinen Dorfladen, in dem es alles von der Bettdecke über Küchenmaschinen bis zu Lebensmitteln gab, etwas zu essen eingekauft. Erstmal musste ich ewig warten bis die Frau, die den Laden betrieben hat, ihr Telefonat beendet hat. Dann verlief die Kommunikation ganz wortlos. Statt mir einen Preis zu nennen hat die Frau mir nur den Taschenrechner hingehalten, der den Betrag angezeigt hat, den ich zu bezahlen hatte. So fühlt man sich wie in einem weit entfernten Land.

Wallfahrtskirche
Wallfahrtskirche
Blick zurück auf Viana do Castello
Blick zurück auf Viana do Castello

Ich hatte dann auch wieder Schwierigkeiten den Weg zu finden. Von der Hauptstraße habe ich versucht ans Meer zu kommen dabei habe ich aber nicht den Verlauf von Flüssen oder die Lage von kleinen Hügeln beachtet. Dörfer hatten ausschließlich Straßen mit Kopfsteinpflaster und zwar meistens sehr grobes.

Alle Straßen im Dorf mit grobem Kopfsteinpflaster
Alle Straßen im Dorf mit grobem Kopfsteinpflaster
kaum befahrbares Kopfsteinpflaster
kaum befahrbares Kopfsteinpflaster
Unpassierbare Flußüberquerung
Unpassierbare Flußüberquerung

Komoot wollte mich an dieser Stelle über den Fluß schicken. Ich musste alles wieder zurück fahren. Von entgegenkommenden Pilgern habe ich erfahren, dass der eigentliche Pilgerweg sehr steinig sei und mit dem Rad kaum befahrbar. So war ich froh endlich auf der Hauptstraße zurück zu sein.

Fahren an der Straße, besser als Kopfsteinpflaster
Fahren an der Straße, besser als Kopfsteinpflaster

Nach einigen Kilometern an der Straße habe ich das erste Schild gesehen vom „Eurovelo1 Atlanic-Coast Route „, davon hatte ich schon gehört. Frohen Mutes bin ich diesem Weg gefolgt, habe noch einen entgegenkommenden Pilger gefragt, der mir bestätigte, dass die nun vor mir liegende Route gut mit dem Rad befahrbar sein.

Dieser Weg ist noch im Planungsstadium
Dieser Weg ist noch im Planungsstadium

Tatsächlich bin ich das erste Mal in Portugal auf einen richtigen Radweg gestoßen. Allerdings war dies ein kurzes Vergnügen von ca. 2 km. Dann endete der Weg mit drei Fahrradständern.

aber mit ca. 2000 m Radweg ist ein Anfang gemacht
aber mit ca. 2000 m Radweg ist ein Anfang gemacht

Es ging dann noch etwas auf kleinen Straßen entlang, bis ich wieder auf die Hauptstraße kam. Es war inzwischen sehr windig, ich hatte zwar Rückenwind, es war aber trotzdem nicht angenehm.

Ich hatte von Zeltplätzen der Gruppe Orbitur gehört, die für Pilger Übernachtungen im Mobile Home anbieten. Einem entsprechenden Hinweisschild an der Straße bin ich gefolgt und ca. 2 km auf übler Straße durch Felder und zwischen Gewächshäuser durchgefahren. Ich hatte nicht erwartet, dass da noch ein Zeltplatz kommen könnte. In der Nähe des Meeres bin ich auch wieder auf den ausgeschilderten Pilgerweg gestoßen. Juhu. Dann sah ich auch den Zeltplatz, der direkt am Meer lag. Ich habe das Mobile Home bezogen, wenig später kam Tina aus der Schweiz dazu.

Tina, mit der ich das Mobile Home geteilt habe
Tina, mit der ich das Mobile Home geteilt habe

Sie erzählte mir, dass der Pilgerweg bis nach Porto jetzt weitgehend auf Holzstegen verlaufen würde. Schöne Aussichten für morgen.

17.9.2016: Mit dem Start habe ich mir heute wieder etwas Zeit gelassen, weil es bis nach Porto nur 45 – 50 km waren.
Es war eine einfache, schöne Strecke, die entweder auf kleinen Straßen, auf Radwegen oder auf Holzstegen direkt am Strand bzw. über die Dünen verlief.

Als ich in Porto ankam war ich leider völlig orientierungslos weil ich kein Internet hatte. Die portugiesische Sim-Karte, die ich mir gleich nach der Grenze gekauft hatte, hatte leider nach einem Tag ihren Geist aufgegeben. Porto liegt an einem Fluß und zieht sich an den Hängen hoch. Mit dem Fahrrad ist es schwierig die Hügel hochzukommen. Es herrscht viel Verkehr, außerdem fand an diesem Abend ein Musikfestival statt, so dass überall viele Leute auf der Straße waren. Schließlich konnte ich mich bis zu einem Hostel durchgeschlagen, das ich mir vorher schon rausgesucht hatte, völlig erschöpft kam ich dort an und konnte es gar nicht glauben, als man mir dort mitteilte, dass sie ausgebucht sind. Die freundliche junge Dame an der Rezeption bot mir an, die Rechner in dem angrenzenden Raum zu nutzen, um mir was anderes zu suchen. Ich blieb allerdings einfach sitzen, war zu keiner Aktion mehr in der Lage. Sie hat dann die Suche übernommen und das einzige was sie gefunden hat, war ein Bett in einem Schlafsaal mit 10 Betten für 45 Euro. Das schien mir völlig überteuert. Ich bat sie, nach einer Pilgerherberge zu suchen. Sie rief sogar für mich dort an und hat mir dort ein Bett reserviert. Nun musste ich da nur noch hinfinden. Ohne Internet und Stadtplan nicht so einfach. Nach vielen Umwegen bin ich dort endlich angekommen und war total begeistert von dem Ort. Es handelte sich um ein wunderschönes altes Haus, das mit viel Liebe zum Detail renoviert und eingerichtet war und erst vor 3 Monaten eröffnet hatte.

Blick in den Garten der Herberge
Blick in den Garten der Herberge

Es gibt eine Küche, ein Esszimmer, ein Wohnzimmer und einen Garten und ich fühle mich hier so wohl, dass ich jetzt schon die vierte Nacht hier bin. Morgen am 21.9.2016 werde ich in Richtung Lissabon an der Küste weiterradeln.

2 Gedanken zu „Viana do Castello-Camping Rio Alto-Porto“

  1. Liebe Betti, ich habe jetzt schon länger deine Reise nicht verfolgt, da ich in Berlin weile. Schöne Grüße von hier.
    Heute Morgen hab ich nun mal deine Tour nachgeholt zu Lesen und dachte so bei mir, wann gönnt sie sich denn mal wieder eine längere Pause. Und schwups, da war sie in Porto.
    Jetztwünsche ich dir alles Gute für die nächste Zeit. In Lissabon wird es dir auch gefallen, vor allem oben in der alten Stadtteil Alfama. Der zieht sich vom Berg bis zum Wasser in kleinen Gassen entlang. Von oben schöne Ausblicke.
    Liebe Grüße aus Berlin Andrea
    P. S. morgen treffe ich mich mit Richard

    Antworten
    • Hallo Andrea,
      in Lissabon hat es mir sehr gut gefallen, morgen geht es weiter. Ist eigentlich schade, kaum ist man einem Ort etwas näher gekommen, da muss (will) man schon wieder weiter. Es gibt ja noch so viele andere schöne Orte. Jetzt noch drei Wochen Radfahren. Danach habe ich mehr Zeit auch mal länger an einem Ort zu bleiben. Habe vor kurzem auch meinen Flug nach Südafrika gebucht. Dir noch schöne Tage in Berlin, falls Du nicht schon wieder zu Hause bist.
      Liebe Grüße
      Betti

      Antworten

Schreibe einen Kommentar