Als Alleinreisende nach Südosteuropa

09.05.2023: Am Morgen hieß es mal wieder früh aufstehen, um 7:06 fuhr der Bus zum Bahnhof. Die geplante Abfahrt des Zuges (ÖBB-Euro-City) nach München war um 8:42 Uhr, mein Zug nach Venedig (Reiseziel Ljubljana in Slowenien) um 8:01 Uhr. Nachdem ich die Drei am Zug nach München verabschiedet habe, bin ich in den unterirdischen Bereich des Bahnhofs gelaufen, von wo die (resevervierungspflichten) Hochgeschwindigkeits-Züge abfahren. Über die Trenitalia-App war es mir zum ersten Mal gelungen, Online einen Sitzplatz zu reservieren. Der Zug kam pünktlich an, war sehr voll und mein Platz war noch frei. Viele der Mitreisenden sahen aus wie müde Pendler, die im Zug noch etwas Schlaf nachholten.
In Venedig bin ich in einen Nahverkehrszug nach Triest umgestiegen und habe auf dem Bahnhof eine Italienerin kennengelernt. Die trug Wanderkleidung und einen Wanderrucksack. In Triest trifft sie sich mit ihrer Wandergruppe, die in sechs oder sieben Tagen von Triest nach Rijeka wandern. Sie nimmt mich noch mit zum Treffpunkt, die anderen Teilnehmer:innen sehen interessant und nett aus und kommen aus allen Teilen Italiens (Frauenanteil (wie üblich in solchen Gruppen) recht hoch). Es gibt einen Reiseleiter und alles ist organisiert. An so einer Wanderung teilzunehmen hätte ich auch mal Lust. Dafür müsste ich nur noch Italienisch lernen.

Für die kurze verbleibende Zeit bekam ich noch den Tipp, zu einem Kanal zu laufen. Das war ein netter kleiner 20-minütiger Spaziergang.

Am Bahnhof stand schon der EC der ÖBB, der über Ljubljana von Triest nach Wien fährt, bereit. Der Zug war relativ leer, aber die Fensterplätze mit Sicht auf das Mittelmeer waren schon besetzt. In Ljubljana hatte ich eine private Airbnb-Unterkunft bei Simona. Es war schönes Wetter und ich machte die übliche Stadterkundung. Im Zimmer lagen reichlich Stadtpläne und andere touristische Informationen. Die Altstadt liegt unterhalb der auf einem Hügel liegenden Burganlage auf beiden Seiten des Flusses. Es gibt viele schöne Häuser, nette kunstgewerbliche Läden, einen Bioladen sowie einen DM-Markt jeweils mit Importware aus Deutschland. Da habe ich mir Schwarzbrot und Rote-Beete-Meerrettich Aufstrich gekauft. Außerdem viele Cafés und Restaurants. Auf einem zentralen Platz fand ein kleines Umweltfest statt mit Informationsständen und Musik. Bei der Touristeninformation habe ich mich nach Wandermöglichkeiten in der Umgebung von Ljubljana erkundigt und ein deutschsprachiger Mitarbeiter gab mir ein deutschsprachiges Heft mit vielen Tourenvorschlägen. Ljubljana ist umgeben von bewaldeten Hügeln und hat ein gut ausgebautes Netz von Wanderwegen.

10.05.2023: Wegen Dauerregen wurde aus der Wanderung nichts und ich habe den halben Tag im Zimmer verbracht und Blogbeiträge geschrieben und als Reisevorbereitung für Bulgarien und Rumänien habe ich mir informative Beiträge aus den Mediatheken angesehen.

Nachmittags bin ich dann trotz Regen mal raus und habe spontan eine Schlossbesichtigung mit Audioguide und Fahrstuhl auf die Burg gemacht. Dort kam ich mit einem jungen Mann aus Chile ins Gespräch, der vier Wochen Urlaub in Europa macht.

11.05.2023-Weiterfahrt nach Zagreb:In Parma hatte ich schon die Weiterreise nach Bulgarien organisiert. Ursprünglich wollte ich mit dem Zug über Belgrad nach Sofia fahren. Leider fahren da im Moment überhaupt keine Züge und durch Zufall habe ich auf der Flixbus-Seite einen Nachtbus von Zagreb nach Sofia gefunden. Der fuhr heute Abend um 23 Uhr los. Ich hatte also den ganzen Tag Zeit, um von Ljubljana nach Zagreb zu kommen. In der Interrail-App wurden mir nur 3 Züge angezeigt, zwei waren Nachtzüge auch Deutschland, die morgens früh ankamen und der andere Zug wäre erst um 22:30 Uhr angekommen. Da war mir zu knapp. Als ich darüber mit meiner Airbnb-Gastgeberin Simona sprach, meinte sie es würde zwei Züge fahren, einer um 14:45 Uhr (IC 211) und einer um 18:37 Uhr (EC 213). Diese Info habe ich mir am Bahnhof bestätigen lassen, denn weder in der ÖBB-App noch in der DB-App konnte ich diese Züge finden. Ich habe mich dann für den früheren Zug entschieden und bin im strömenden Regen zum Bahnhof gelaufen.

Der Zug hatte 30 Minuten Verspätung und auf dem Bahnhof bin ich mit einem jungen Paar mit Baby ins Gespräch gekommen. Sie haben ihre Heimat Russland vor zwei Jahren (nach der Verhalftung von Nawalny) verlassen und leben seitdem in Zagreb. Sie mussten ihre Ausweispapiere erneuern und dafür nach Ljubljana fahren, weil es in Kroatien keine russische Vertretung mehr gibt. Sie haben fünf Monate auf ihre Papiere warten müssen.

Als der Zug schließlich kam, sind erstmal alle eingestiegen, wurden aber kurz darauf vom Schaffner wieder rausgeschmissen, und auf einen anderen Zug verwiesen. Also wieder raus aus dem gemütlichen, warmen Zug und rein in einen überfüllten Nahverkehrszug. Zwischendurch gab es noch eine Streckensperrung mit Schienenersatzverkehr. Durchsagen auf Englisch gab es keine. Nach dem Schienenersatzverkehr wartete dort ein IC-Zug und eine landschaftlich sehr schöne Fahrt entlang des Save-Flusstales.

Mit insgesamt einer Stunde Verspätung kamem wir in Zagreb an, auch dort regnete es ziemlich stark. Erst habe ich mich noch etwas im Bahnhof aufgehalten, dann zu Fuß in Richtung der Bushaltestelle, von der aus ein Bus zum zentralen Busbahnhof fuhr. In einem Lokal in der Nähe habe ich noch Abendessen und zwei Bier zu mir genommen.

Am Busbahnhof angekommen war ich erstmal beeindruckt von der Größe und der zentralen Anzeigetafel. Für meinen Bus wurde Ausgang 301 angezeigt. Es gab einen großen Warteraum von dem Treppen in dunkle Schächte runtergingen. Sehr einladend sah das nicht aus. Ich habe dann Leute angesprochen, um herauszufinden wie das funktioniert, aber niemand konnte so recht Englisch und nach Sofia fuhr auch niemand. Ein Ehepaar, von denen ich hörte, dass sie nach Berlin wollten, sagte mir dann, ich solle da runter gehen, da würde ein Bus stehen. Das war ja gerade nochmal gutgegangen, dann Gepäck verladen, Ausweis vorzeigen, in Liste eintragen, Platz zugewiesen bekommen und wenige Minuten später ging es los. Nach meiner Uhr sogar 2 Minuten zu früh.

Der Bus war ziemlich voll, ich saß neben einem Studenten aus der Türkei, der in Padua studiert. Er fuhr in die Türkei um zu wählen und war auf dem Weg nach Ankara, wo seine Eltern leben. Von Sofia aus nochmal 16 Stunden Busfahrt. Wir haben uns gut unterhalten, er sprach sehr gut Englisch. Viermal gab es unterwegs Ausweiskontrollen (Ausreise Kroatien, Einreise Serbien, Ausreise Serbien, Einreise Bulgarien). Das hieß jedesmal: Alle aussteigen, einzeln Ausweis vorzeigen, auf der anderen Seite der Schranke sammeln, alle wieder einsteigen. Die ersten zwei Kontrollen waren mitten in der Nacht, so zwischen zwei und drei Uhr. Während der Aufenthalte kam ich auch noch mit zwei jungen, deutschen Interrailern ins Gespräch. Diese waren recht frustriert über die kaum vorhandenen Zugverbindungen in Kroatien und Serbien und vor allem von dem Wetter. Sie wollten nach Griechenland, um aus dem Regen raus zu kommen.

3 Gedanken zu „Als Alleinreisende nach Südosteuropa“

  1. Liebe Bettina,
    Das klingt ein bisschen auch wie eine Zeitreise.
    Danke fürs Teilen.
    Als ich noch Reisebusfahrerin war mussten sich die Fahrgäste ca.1985 an der Grenze nach Bulgarien noch an einer roten Linie aufstellen, mit Fußspitzen genau an der Linie und ihre Pässe vor dem Bauch halten. Wer das nicht perfekt machte wurde deutlich gemassregelt.
    Sowas hatte ich bis dato noch nicht erlebt, obwohl ich viele viele Grenzen überschritten hatte.
    Von daher gut, dass man jetzt nur am Häuschen vorbeilaufen muss, zur Passkontrolle… … …
    (Grosse Gepäckstücke wurden damals mit einem langen Schwert durchstochen! – falls sich darin jemand versteckt haben sollte) ich war vollkommen gefasht, dass man sowas machen konnte…

    Gute Weiterreise uuuund hoffentlich besseres Wetter
    Herzliche Grüße
    Erika

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  2. Liebe Bettina!
    Ich war 2017 mehrere Tage in Triest und damals total begeistert, auch von der näheren Umgebung, in der ich ein wenig gewandert bin. Ich schicke Fotos über Signal. Die Pension, in der ich gewohnt habe, direkt in der Altstadt war damals ganz neu und hat Corona wohl nicht überlebt. Jedenfalls bekam ich kürzlich keinen Kontakt mehr.

    Deine Energie bewundere ich. So viel davon stünde mir nicht zur Verfügung. Schön, dass du im letzten Moment noch den Reisebus erwischt hast. Ich bin gespannt auf Rumänien und Bulgarien.

    Ciao Sabine

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  3. Hallo Betty, hätten uns fast in Ljubljana treffen können, ich flieg (beruflich) Montag dort hin.. lese gerne Deine spannenden Beiträge.. lG Jürgen

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