Freitag: 12.05.2023: Pünktliche Ankunft am zentralen Busbahnhof in Sofia nach einer nicht unangenehmen Reise mit dem Nachtbus. Nach der Ankunft habe ich noch mit meinem türkischen Sitznachbarn einen Kaffee getrunken und anschließend den direkt neben dem Busbahnhof liegenden Bahnhof erkundet, dessen Eingangshalle recht beeindruckend war. Im Bahnhof ist es immer interessant die Netzpläne der Bahn zu fotografieren. Meistens gibt es Abweichungen zu anderen Plänen (z. B. Interrailkarte oder Railmap). Dann zu Fuß in das Hotel, dass ich für zwei Tage gebucht hatte. Der erste Eindruck von der Stadt war ganz positiv, und das Hotel lag in einer schönen Gegend mit sehr vielen Cafés, Restaurants und netten Läden. Die größte Überraschung für mich war eine Bekannte aus Frankfurt in der Fußgängerzone zu treffen. Sie war schon 1993 hier gewesen, und meinte, die Stadt hätte sich sehr zum Positiven verändert und sei jetzt eine richtige europäische Hauptstadt.
Um 18 Uhr habe ich noch an einer Freewalking Tour teilgenommen. Das war super interessant und informativ, es ging viel um die Geschichte der Stadt und einzelner Bauwerke. Ich habe dazu hinterher noch viel recherchiert und nachgelesen und bin ziemlich beeindruckt von der langen und bewegten Geschichte. Im Detail kann ich jetzt nicht darauf eingehen, aber gerne mehr im persönlichen Gespräch wenn ich wieder in Berlin bin.
Samstag, 13.5.2023: Heute bin einfach ziellos und neugierig durch die Straßen gelaufen. Ich war in einigen kleinen Lebensmittelläden und war auch wieder erstaunt über das reichhaltige Angebot von aus Deutschland importieren Lebensmitteln. Auch hier gibt es dm, Aldi, Lidl, kaufland und billa (ReWe-Tochter). Einen bulgarischen Supermarkt habe ich hier bisher noch nicht gesehen. Dann bin ich auch noch an einem Hotel (Hotel DiteR) vorbeigekommen, dass ganz einladend aussah und habe mich dort für zwei weitere Tage eingemietet (in dem Hotel, in dem ich wohnte, konnte ich nicht verlängern).
Zufällig bin ich bei dem sogenannten „Red flat Museum“ vorbeigekommen. Es handelt sich dabei um eine im Originalzustand belassene Wohnung aus den 80er Jahren, die Gegenstände in der Wohnung stammen allerdings von vielen verschiedenen Orten. Anhand der Funktion der Räume, sowie von einzelnen Gegenständen, wurde das Leben einer Familie während der Zeit des Kommunismus an 46 Stationen mit einem Audioguide erläutert. Ich dachte sowas könnte es in Ostberlin auch geben und habe herausgefunden, dass es in Lichtenberg eine Originalplattenbauwohnung zu besichtigen gibt. Ist sicher auch interessant.
Bei unserer gestrigen Führung hatten wir alle Gebäude nur von außen gesehen, ich habe mir dann noch zwei orthodoxe Kirchen, unter anderem die Alexander-Newski-Kathedrale, angeschaut, die sowohl von außen als auch von innen, ganz anders als unsere Kirchen aussehen. Weiter ging es dort die Stadt unter anderem am Opernhaus vorbei. Ich hatte auch die Möglichkeit auf eine Dachterasse zu kommen, weil es dort eine öffentlich zugänglich Kunstausstellung gab (ich bin einfach den Leuten hinterher gelaufen). Am Ende landete ich noch bei einem großen Straßenfest mit Live-Musik.
Sonntag, 14.05.2023: Umzug in das Hotel Diter, großes und helles Zimmer, mit Erker. Mittags fing es wieder an zu regnen und ich war die meiste Zeit im Zimmer und bin nur am frühen Abend zum Essen in ein traditionelles bulgarisches Lokal gegangen, das direkt neben dem Hotel lag. Abends ZOOM-Treffen mit der Familie, das hat mir sehr gut getan, auch weil es mir hier an Gesellschaft fehlt.
Montag, 15.05.2023: Für den heutigen Tag hatte ich einige Optionen im Kopf, aber das Wetter war immer noch unbeständig, die Berge hingen in den Wolken und so habe ich den Tag auf mich zukommen lassen um spontan zu entscheiden. Als ich einer Verkaufsstelle für den Stadtverkehr in Sofia vorbei kam habe ich mir eine Tageskarte gekauft. Dann erstmal zum Bahnhof, für die Weiterfahrt morgen war mal wieder eine Reservierung fällig (Kosten für die Reservierung 0,30 Euro). Dann habe ich die Synagoge besucht, bin über den sog. Frauenmarkt geschlendert, dort konnte ich mir mit Hilfe eines freundlichen Menschens, der übersetzt hat, einige Aprikosen kaufen.
Anschließend mit U-Bahn und Bus (Bus 64) zur Kirche in Boyana. Früher war Boyana ein außerhalb von Sofia, am Hang liegendes Dorf, heute ist es ein Außenbezirk von Sofia. Auch dort gibt es wieder die überall zu sehende Mischung aus alten Häusern, luxuriösen Einfamilienhäusern, die durch hohe Zäune und Videokameras geschützt sind sowie moderne Apartment-blocks als gated communities. Drum herum herrliche Natur und Ausblick auf die Stadt.
Dienstag, 16.05.2023 Heute geht es weiter nach Plovdiv, wo ich drei Tage bleiben werde und auf besseres Wetter hoffe.
Liebe Bettina, ich bin sehr positiv überrascht. Selbst fahre ich heute in den Spreewald. Wenn ich wieder da bin, schau ich die Fotos am Rechner an.
Liebe Grüße Sabine
Liebe Bettina! Ich verfolge deine Reiseroute auch weiterhin und will gerne mehr und ausführlicher von deinen Eindrücken und Erfahrungen hören, wenn du zurück bist. Im heutigen Kroatien bin ich in den 70iger Jahren herumgereist. Die Regenwetterlage drückt sicherlich leicht auf die Stimmung, insbesondere durch das Alleinreisen. Ich hoffe, es hat sich aufgeklart! Aber tröste dich, auch in Palermo standen Teile der Altstadt unter Wasser, wie ich hörte. Das Wetter hier in Berlin gefällt mir, sehr abwechslungsreich mit häufig Sonne. Morgen bespasse ich tagsüber meine beiden Enkeltöchter, das erste mal hier im Möckernkiez ohne Eltern. Ich freue mich und bin gespannt. Eine Freundin unterstützt mich für einige Stunden. Herzliche Grüße von Christel
Liebe Bettina!
Beim Anschauen der Fotos einer alten Wohnung wünschte ich mir Interieur-Fotos aus dem Hinterhaus Pichelsdorfer Straße im Spandau der 50iger Jahre: In der Küche ein Ofen mit Kochplatten, das Innenklo, an dessen Ende hinter dem Toilettenbecken ganz oben ein Fenster mit einem laaangen Haken geöffnet werden konnte. Darunter lag die Toilette der Nachbarn. Die rot gestrichenen Dielen in der guten Stube mit einer Kommode, in der hinter Glasschiebetüren Bücher standen.
So bin ich aufgewachsen. Schade, dass es davon keine Fotos gibt.