Plovdiv und Veliko Tarnowo

Der Besuch der Städte Plovdiv und Veliko Tarnowo ist mir von Freunden empfohlen worden und steht auch in jedem Reiseführer. Beide Städte sind mit dem Zug erreichbar. Zwischen Sofia und Plovdiv gibt es ziemlich viele direkte Verbindungen, zwischen Plovdiv und Veliko Tarnowo schon deutlich weniger und sie sind mit ein- bis zweimal Umsteigen verbunden. Schnelle Verbindungen gibt es eigentlich keine, auch wenn einige Strecken bzw. Züge aus mir unerklärlichen Gründen reservierungspflichtig sind [Macht die Strecke für Touristen interessanter. d. Säzzer]. Die Reservierung kostet 50 Cent und kann, das kenne ich ja jetzt schon, nur am Bahnhof erworben werden. Der Zug von Sofia nach Plovdiv war auch für meine robuste Natur eine ziemliche Zumutung [Die robuste Natur der Bloggerin kann meinerseits bestätigt werden. dS]. Völlig runtergekommen und verdreckt, aber pünktlich.

Plovdiv

16.05.2023 – 19.05.2023: Wie Sofia und auch andere Städte in Bulgarien hat auch Plovdiv eine reiche und lange Geschichte. Es war Teil des römischen Reiches, anschliessend eine zeitlang eine bulgarische Monarchie und 500 Jahre lang Teil des osmanischen Reiches. Diese Phase endete erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Befreit [Lasse ich mal mangels besseres Wissen so stehen. dS] wurde Bulgarien von den Russen und gehörte dann zur russischen Föderation. Wie damals in Europa üblich wurde Bulgarien danach auch wieder eine Monarchie (der erste Monarch war ein Deutscher) und die Hauptstadt Sofia wurde entsprechend aufgebaut mit europäischen Architekten und Künstlern. Dann wurde es kommunistisch bis 1989 und ist 2007 der EU beigetreten. Noch haben sie ihre eigene Währung, die Einführung des Euro wurde von Ende 2024 auf Ende 2025 verschoben.

In Plovdiv gibt es einige römische Ausgrabungsstätten, eine große Moschee, die unter dem besonderen Schutz des bulgarischen Staates steht und fünfmal am Tag zum Gebet ruft, Reste einer alten Bazarstraße, die anläßlich der Ernennung von Plovdiv als Kulturhauptstadt 2019 renoviert wurde und heute das Restaurant- und Kneipenviertel der Stadt ist. Die Zeit nach der Befreifung von der osmanischen Fremdherrschaft wird als Wiedergeburt bezeichnet und resultierte in einem besonderen Baustil, der in Plovdiv bewundert werden kann. Der Großteil der Wiedergeburtshäuser in der Altstadt von Plovdiv sind sehr gut erhalten und restauriert (Mehr Infos).

Bildergalerie – Römsiche Ausgrabungen

Bildergalerie – Wiedergeburtshäuser/Altstadt

Sonstige Impressionen

Das Wetter ist immer noch sehr unbeständig und den schönen Balkon, den meine Unterkunft hat, kann ich leider kaum nutzen. Meine Stimmung ist dadurch nicht gerade die Beste. Schlechtes Wetter und kaum Gelegenheiten Leute kennenzulernen oder Anlässe mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Irgendwann hatte ich dann auch zu nichts mehr Lust und den Wunsch möglichst schnell nach Hause zu fahren. Andererseits habe ich mir dann gesagt, solche Stimmungstiefs gibt es auf jeder längeren Reise und wenn die Sonne wieder scheint, wird es auch wieder besser. Insgesamt bin ich immer noch sehr interessiert, mich mit der Kultur, der Geschichte, der Politik und der aktuellen Situation auseinander zusetzen und so treibt mich die Neugier immer weiter. Auch die kyrillische Schrift habe ich schon soweit gelernt, dass ich das meiste entziffern kann.

Zugfahrt Plovdiv-Karlovo-Danobo-Veliko Tarnovo

19.05.2023: Die Fahrt dauert planmäßig etwa 6 Stunden mit zweimal umsteigen, in Karlovo 1,5 Stunden Aufenthalt, immerhin gab es einen Kiosk mit Kaffee und Snacks und eine Terrasse, wo ich die Wartezeit überbrücken konnte.

Von Karlovo nach Danobo geht es durch das sogenannte Rosental, hier wird Rosenöl hergestellt. Allerdings habe ich außer einigen Wildrosen keine weiteren Rosen gesehen.

Von Danobo nach Veliko Tarnovo geht es durch das Gebirge. Eine wunderschöne Strecke durch bewaldete Berge. An einem Ort kommt es dann zu einem 45-minütigem außerplanmäßigen Halt, der Grund ist mir unbekannt, es gab keine Durchsagen (auch nicht auf bulgarisch).

Kurz von Veliko Tarnovo fing es dann wieder an zu regnen. Allerdings nicht nur ein bißchen, sondern richtig heftig. Ich machte mir Sorgen, wie ich vom Bahnhof in die Stadt kommen sollte. Vor Ort hat sich alles schnell geregelt, ich habe mich mit einem Paar aus Spanien zusammen getan um ein Taxi zu teilen. Ein freundlicher Bulgare, der Englisch sprach, hat uns dann ein Taxi besorgt und dem Taxifahrer gesagt, wo wir hinwollten.

Veliko Tarnovo

19.05.2023 – 22.05.2023: Besonders beeindruckend ist die Lage der Stadt. Innerhalb von zwei Flussschleifen liegt die Stadt an den steilen Hügeln, die den Fluß begrenzen. Von dem Balkon meines Zimmers hatte ich einen tollen Ausblick (Das sorgt für gute Stimmung.).

Noch einige Eindrücke von der Stadt:

Die Hauptsehenswürdigkeit ist eine riesige Festungsanlage. Diese war unter anderem der Sitz des Monarchen als Veliko Tarnovo die Hauptstadt des Zweiten Bulgarischen Reiches war. Nach der Eroberung durch die Türken wurde die Anlage bis auf die Grundmauern zerstört.

Veliko Tarnovo wurde im Zuge des Russisch-Türkischen Krieges von 1877/78 am 7. Juli 1878 durch die russische Armee befreit. Für mehr Info über diesen geschichtsträchtigen Ort: Wikipedia-Artikel

Die (nichtgeweihte) Kirche auf der Spitze des Hügels und einige andere Bauwerke wurden wieder aufgebaut.

Bevor es nach Rumänien weitergeht kann ich sagen, dass Bulgarien auf jeden Fall eine Reise wert ist, es ist ein Land in dem es viel zu entdecken gibt. Ich würde hier gerne nochmal hinfahren mit mehr Zeit, die Natur zu erleben und zu wandern. Es gibt hier Gebiete, in denen es endemische Pflanzen gibt (Pflanzen, die es nur an dem entsprechenden Ort gibt). Auch würde ich gerne in den heißen Quellen und im schwarzen Meer baden.
Die postkommunistischen Länder interessieren mich auch wegen ihrer politischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Ich wusste vorher kaum genau, wo Bulgarien liegt und in Deutschland hören wir auch nicht viel davon. Negative Schlagzeilen gibt es allerdings, wenn es um die 240 km lange EU-Außengrenze zur Türkei geht, die mit einem Zaum gesichert ist. Hier ein Bericht aus der Tagesschau vom Dezember letzten Jahres. Zum Abschluss möchte ich euch auch diesen Arte-Beitrag über Corona-Auswanderer nach Bulgarien nicht vorenthalten.

2 Gedanken zu „Plovdiv und Veliko Tarnowo“

  1. Liebe Bettina,
    sehr interessant, mit dem ehemaligen Ostblock hatte ich noch wenig Berührung, ich war in der Mongolei und meine Mutter ist zum Kuren nach Varna gefahren. Der Arte-Beitrag macht mir gemischte Gefühle. Bulgarien scheint ein Eldorado für bestimmte Menschen zu sein, die ganz flexibel an Orte ziehen, an denen sie ohne einschränkende Regeln wie die Made im Speck leben können, während es drumherum große Armut gibt. Das Mädchen hat sicher später berufliche Vorteile mit ihren vielen Sprachen, aber keine über Jahre gewachsenen Kindheits-Freundschaften.
    Ich plane mit meiner Schwester in den Heimatort unseres Vaters im ehemaligen Schlesien zu fahren, das wird auch eine neue Erfahrung sein.
    Herzliche Grüße
    Marianne

    Antworten
  2. Hallo Bettina, sehr beeindruckende Bilder aus Bulgarien. Besonders fand ich die Anzeigentafel der Bahn , dass du da durchgeblickt hast …meine Bewunderung. Weiterhin wenig Regen und viele Kontakte.
    Mit besten Grüßen Dieter
    (linker Nachbar) 😀

    Antworten

Schreibe einen Kommentar