Banyuls-sur-Mer

In Banyuls-sur-mer sind wir eher zufällig gelandet. Wir wollten noch etwas Zeit in Frankreich verbringen bevor wir nach Spanien weiterreisen. So sind wir jetzt wenige Kilometer vor der spanischen Grenze in einem im Sommer überfüllten Touristenort, der um diese Jahreszeit sehr beschaulich ist, gelandet. Es sind kaum Restaurants offen, es ist auch noch nicht so warm, als dass es abends sehr einladend wäre draußen zu sitzen. Trotzdem ist es tagsüber, vor allem in windgeschützten Ecken, sehr warm. Wir haben hier für vier Nächte eine kleine Ferienwohnung gemietet. Mich hat der Ort angesprochen, weil es hier viele Möglichkeiten zum Wandern gibt. Entweder in den angrenzenden Pyrenäenausläufern oder entlang des Küstenwanderwegs. Wolfgang macht dann auch gerne mal Home-Office oder lustwandelt durch die Ansiedlung.

Am ersten Tag war es schon die ganze Nacht sehr windig, wie ein Unwetter tobte der Wind um das Haus. Ich bin trotzdem am nächsten Tag zu einer Wanderung gestartet, habe aber schnell gemerkt, dass ich viel zu warm angezogen war und zu wenig Wasser dabei hatte. Auch Sonnencreme und Sonnenhut hätte ich brauchen können.

Zunächst bin ich dem sog. Chemin de Walter Benjamin gefolgt. Von dem Ort Banyuls-sur-mer sind während der Nazizeit viele Menschen über die Pyrenäen nach Spanien geflohen. Über diesen Weg und die Geschichte der Flucht von Walter Benjamin gibt es interessante Berichte (z.B. im Deutschlandfunk oder in der taz). Um wieder zurück nach Banyuls-sur-mer zu kommen habe ich den Weg verlassen und bin entlang eines Kammes abgestiegen. Zwischenzeitlich war es da oben sehr, sehr windig. Ich war den ganzen Tag noch keinem anderen Menschen auf dem Wanderweg begegnet und mir fing an, das etwas unheimlig zu werden. In dem Moment kam mir ein sportlicher Mann entgegen der mir sagte, dass wäre noch gar nichts mit dem Wind. Das seien ja nur 50 km/h Windgeschwindigkeit und man könnte ja noch aufrecht gehen. Wenn es richtig windig wäre, dann könnte man sich nur auf allen Vieren fortbewegen. Seine Worte haben mich etwas beruhigt und ich war dann froh, dass mir diese Erfahrung erspart geblieben ist.

Am nächsten Tag haben wir zusammen eine kleine Wanderung auf dem Küstenwanderweg gemacht. Wir wollten eine Station mit dem Zug in das nächste Dorf fahren und von da aus zurück wandern. Wegen des Streiks fuhr kein Zug und bei dem Busfahrplan stand auch, dass sie nur unregelmäßig fahren.

Wir sind dann einfach losgelaufen und irgendwann wieder zurück, was auch sehr schön war.

29.3.2023: Heute wollte ich dann nochmal hoch hinaus, zu einem Turm mit weitem Fernblick. Leider zog es ziemlich zu und als dann noch bemerkte, dass ich meine Wasserflaschen vergessen hatte, bin ich nach dem ersten Zwischenhalt an einer Kapelle wieder durch die Weinberge zurück gelaufen. So wie die Weinberge und die Schieferböden aussehen, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass hier im Herbst Weintrauben geerntet werden können. Viel Wasser scheint es hier nicht zu geben. Wo in der Karte Bäche oder Flüsse eingezeichnet sind, ist leider nur Trockenheit zu sehen.

30.3.2023: Die heutige Abreise nach Barcelona gestaltete sich wegen des Streiks etwas schwierig. Wegen der auch heute noch unregelmäßigen Verbindungen mit Zug oder Bus haben wir das Angebot unserer Vermieter gerne angenommen uns zum Bahnhof nach Port-Bou zu fahren. Mit dem Zug wären wir bequem durch Tunnel unter der bergigen Landschaft durchgefahren, mit dem Auto ging es in vielen Serpentinen erst bergauf und wieder bergab nach Cerbere, dann nochmal bergauf und bergab nach Port-Bou. Es liegen ja auch die Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien.

Am Bahnhof angekommen wollten wir die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges noch nutzen um auszuprobieren wie es geht, am Automaten eine Zugreservierung zu erwerben. Leider ging das nicht. Auf Nachfrage am Schalter erfuhren wir, das dieser Automat nur für reservierungsfreie, lokale Züge genutzt werden kann und dass es in Barcelona entsprechende Automaten gäbe. Am Schalter kann man natürlich auch Reservierungen durchführen. Mit der App der „renfe“ (spanische Zuggesellschaft) können wir dann wenigstens ermitteln, für welche Züge es überhaupt noch freie Plätze gibt. Mit dem spontanen Reisen und nur von einem Tag auf den nächsten zu planen wird es hier jedenfalls schwieriger und wir werden weiterhin versuchen, möglichst mit Nahverkehrszügen zu fahren. Davon gibt es nur leider nicht so viele.

3 Gedanken zu „Banyuls-sur-Mer“

  1. Liebe Bettina, hab erst einmal Dank, dass du dann doch noch irgendwie Zeit findest, eure Eindrücke festzuhalten. Der Fluchtweg über die Pyrenäen ist mir durchaus ein Begriff. Ich glaube, ich habe bei Klaus Mann darüber gelesen???? Ganz verschwommen sind Eindrücke von vor langen Jahren dergestalt, dass ich mich gefragt habe, wie sie das überhaupt bewerkstelligt haben, denn die Pyrenäen sind ja nun doch ein schroffes, hohes Gebirge. Da warst du ganz schön einsam unterwegs. Gut, dass der Wind nicht ganz so heftig blies. Mir wäre auch der Küstenwanderweg lieber gewesen wegen des freien Blicks auf das Wasser.

    Danke auch für die Eindrücke von der Dürre, die jetzt bereits herrscht. Irgendwie wäre es schön, wenn deine Fotos dazu über ein anderes Medium allen Genossenschaftsmitgliedern zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Klima AG könnte sie verbreiten. Ich würde sie auch in die Kiezblocks bringen in Kreuzberg 61 bringen.
    Liebe Grüße
    Sabine

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  2. Liebe Bettina, lieber Wolfgang,

    das sind ja wunderschöne Bilder! Die Farben und die Weite der Landschaft! Karge Ecken können wirklich guten Wein hervorbringen, man denke an das grundwasserlose Lanzarote.
    Und wie du, Bettina, die Widrigkeiten mit der Bahn beschreibst, ist auch einfach lustig zu lesen, von wegen spontan in einen Zug steigen und so. Oder spontan loslaufen ohne Wasser. Ich habe gerade mit Widrigkeiten gekämpft, mich per Video an Rechner und schließlich Handy zu identifizieren – in ein paar Minuten soll das gehen, das Handy lief buchstäblich heiß und nichts klappte.

    Dann wünsche ich euch weiter schöne Tage
    Marianne

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  3. Liebe Bettina, lieber Wolfgang!
    Schön, dass wir teilhaben können an euren Reiseeindrücken.
    Morgen machen wir im Haus ein Osterfrühstück. Auch euch wünsche ich happy easter, Christel 🙂

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