Barcelona und Tarragona

Vier Tage Städteurlaub in Barcelona, einer Stadt in der wir beide zum ersten Mal sind. Wir hatten erstmal in einem kleinen Hotel in der Altstadt nur für eine Nacht gebucht, für weitere Nächte war es auch schon ausgebucht. So eine Großstadt ist ja erstmal etwas überfordernd. Was gibt es wo zu sehen, was möchten wir unternehmen, wie funktioniert der öffentliche Nahverkehr, wie kommen wir an Eintrittskarten? Wollen wir uns überhaupt einlassen auf diese Stadt oder gleich weiterfahren? Am Ende siegt die Neugier und wir buchen noch drei weitere Nächte in einer Ferienwohnung. Wenn wir schon mal da sind. Ferienwohnungen sind allerdings nicht nur in Berlin ein Problem, sondern in allen beliebten Großstädten (siehe Taz-Artikel von 2018). Die Ferienwohnung ist in einem Wohnhaus, in dem es inzwischen nur noch Ferienwohnungen gibt, die von einer Firma vermietet werden. Shame on us. Nächstes Mal sollten wir besser planen.

Am Ende sind wir sehr viel zu Fuß gelaufen, haben viel gesehen und dabei versucht, den Touristenströmen zu entkommen. Wir haben uns von der Sagrada Familia, tollen Ausblicken auf Stadt und Meer, lauschigen Plätzen und vor allem von der Architektur beeindrucken lassen.

Bilder von der Sagrada Familia

Allgemeine Eindrücke

Ausflug Mont-Juic

Außerhalb der Altstadt gibt es reichlich Autoverkehr […kennt Mensch ja von Berlin…] auf den großen, schachbrettartig angelegten Straßen, die häufig Einbahnstraßen sind. Einige Straßen bzw. Kreuzungen werden und wurden in Fußgängerbereiche mit entsprechender Begrünung umgebaut. Barcelona scheint da auf einem guten, aber noch langem Weg zu sein, wie auch in dieser kurzen ZDF-Dokumentation gezeigt wird. Es gibt auch einen Wikipedia-Artikel zu diesem „Superblock“ genannten Stadtplanungskonzept. Die Straße in der wir wohnten war das ganze Wochenende für den Autoverkehr gesperrt. Entsprechend wurde sie von Fußgängern und Radfahrern genutzt.


Ein anderes Thema ist das reichhaltige, kulinarische Angebot. Dieses zu genießen ist als Vegetarierin nicht so einfach. Und so bin ich glücklich, wenn ich ein gutes indisches Restaurant finde und ernähre mich ansonsten viel von Tapas. Die Vielfalt an vegetarischen Tapas lässt allerdings auch zu Wünschen übrig, weshalb meine Ernährung hauptsächlich aus Kartoffeln (Patatas bravas) und Eiern (Tortilla de Patatas), Salat mit Ziegenkäse oder Quacomole mit Nachos besteht. Zwischendurch gibt es frisches Obst oder Gemüse.

Taragona

Angesichts von ausgebuchten Zügen und Unterkünften anlässlich der Semana Santa sind wir mit dem Nahverkehrszug nach Tarragona (südlich von Barcelona) gefahren. Eine Kleinstadt direkt am Meer, mit Stränden, schöner Altstadt und vielen Sehenswürdigkeiten. Wir dachten wir bleiben zwei Nächte und fahren dann weiter. Wir wohnten in einem kleinen Hostal in der Stadt, dort wurden wir sehr nett von dem Hotelbesitzer empfangen, in den folgenden Tagen betreut und haben viele gute Tipps bekommen. Auch zum Thema Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien hat er keinen Zweifel an seiner Position gelassen und stolz die katalanische Flagge präsentiert, die eingerollt im Schrank lag. Für mehr Infos dazu: Interessante Arte-Dokumentation über Tarragona.

Zwischendurch haben wir kleinere Besichtigungen und Spaziergänge durch die Stadt gemacht und Pausen eingelegt, um an schönen Plätzen in der Sonne zu sitzen und eine kleine Erfrischung zu uns zu nehmen. Mich hat die Kathedrale mit schönem Kreuzgang (viele Bilder auf der Webseite) beeindruckt sowie die überall in der Stadt sichtbaren Spuren aus der Römerzeit.

Unsere Vormittage haben wir mit Recherchen zur Weiterreise verbracht, um irgendwann frustriert festzustellen, dass wir damit zwar viel Zeit verbringen (verschwenden) aber leider nicht zu sinnvollen Ergebnissen kommen. Also noch eine Nacht verlängern, wir brauchen noch mehr Zeit.

Wir haben viele lange Spaziergänge gemacht, entweder am Meer entlang, durch die Stadt oder zu einem außerhalb liegenden römischen Aquadukt.

Dann war auch der Aufenthalt im Hotel nicht mehr zu verlängern, am Osterwochenende war alles ausgebucht. Wir wären gerne bis Sonntag hierbleiben, um das Ende der spanischen Osterferien abzuwarten (Ostermontag ist hier kein Feiertag) und uns nicht mehr mit mühsamer Planung beschäftigen zu müssen. Über unseren „Herbergsvater“ haben wir noch ein Zimmer in einem Hotel etwas außerhalb der Stadt, nah am Strand gefunden. Nochmal eine andere Erfahrung.

Wir haben jetzt einfach mal ein paar ruhige Strandtage bei herrlichem Sonnenschein und akzeptablen Temperaturen genossen. Einige wenige Leute sind auch Schwimmen gegangen, mir war das noch zu kalt, aber es war auch schön barfuß am Strand entlang zu laufen. Wir sind hier an einem Strand, der sehr schön ist und nicht sehr überlaufen. Tagsüber ist die Strandnähe, der Meerblick von der Terasse und die Strandbar nicht zu toppen. Das Hotel ist im Prinzip auch nicht schlecht, nur das Zimmer ist etwas deprimierend, es liegt im Erdgeschoss und hat einem gewissen Geruch von Feuchtigkeit und Muffigkeit. Obwohl wir es hier wirklich gut haben, fühlt es sich an, als würden wir hier festhängen.

Um einen Sitzplatz im Zug zu reservieren sind wir am Freitag (7.4.23) extra mit dem Bus zum Bahnhof gefahren (online geht da gar nichts) und haben uns das erste Mal während unserer Interrailreise einen Sitzplatz in einem Hochgeschwindigkeitszug reserviert. Montag (10.04.23) geht es von Zarragoza (wo wir Sonntag hinfahren) nach Cordoba in weniger als 3 Stunden. Wir hatten Glück, der Schalter war am Karfreitag offen, es war nur eine Kundin vor uns, der Zug hatte noch freie Plätze (das hatten wir schon im Internet gesehen), und wir hatten alle Unterlagen dabei (Eigentlich nicht, denn wir hatten keine Ausweispapiere dabei), aber die Dame am Schalter konnte uns sagen, dass in unserem elektronischen Interrail-Pass auch irgendwo die Ausweis- bzw. Reisepassnummer stehen würde. Das Interrailticket haben wir in Form einer App auf dem Handy und die Fahrkarten können wir dort selber generieren und abspeichern. Jetzt haben wir die Reservierung in Papierform, wie früher. Andere Interrail-Reisende haben auch schon die Vermutung geäußert, dass die spanische Zuggesellschaft, die renfe, keine Interrailer mag. Wahrscheinlich tun sie deshalb alles, um das Interrail-Reisen so unattraktiv wie möglich zu machen.

Am Vormittag von unserem letzten Tag in Taragona fiel mir ein Prospekt über ein tolles Jugendstilgebäude in Reus in die Hände. Der Ort liegt hier ganz in der Nähe, es gibt häufige Zugverbindungen aber für heute gab es natürlich keine Eintrittskarten mehr. Schade, das hätte ich ich mir gerne angesehen. Es sind die eingeschränkten Möglichkeiten, die für uns ungewohnt sind. Bisher sind wir nur in der Nebensaison unterwegs gewesen.

6 Gedanken zu „Barcelona und Tarragona“

  1. Liebe Bettina, lieber Wolfgang! Die Idee der Superblocks hat Florian Schmidt aus seinem Leben in Barcelona mit nach Kreuzberg gebracht und sich als Baustadtrat in Kreuzberg auf den langen Weg gemacht zur Veränderungen in Berlin. Changing Cities nennt sie Kiezblocks und um den Möckernkiez herum gibt es zahlreiche Kiezblocks hinein nach Schöneberg und Tempelhof. Aber es dauert ewig, bis etwas realisiert wird.
    Ansonsten wecken deine Fotos aus Barcelona viele Erinnerungen in mir (an reale Aufenthalte und Romane von Carlos Ruis Zafon), und ich genieße sie sehr. Ich war auch abends allein in der Altstadt unterwegs und mein damaliger Freund entsetzte sich darüber. Eine Großstadt am Meer ist für mich eine kleine Streicheleinheit. Jetzt muss ich erst einmal weiterlesen und schauen.

    Sabine

    Antworten
  2. Na, insgesamt habt ihr in der Semana Santa doch noch viel Glück gehabt kurzfristig eine Unterkunft zu bekommen. Ich kenne diese Zeit aus Andalusien und mit völligen Ausnahmezuständen bei Spaniern. lasst es euch weiterhin gut gehen. Danke für die Eindrücke und weitergehenden Hinweise.
    Sabine

    Antworten
  3. Ihr Lieben,

    es freut mich, dass Barcelona euch gefallen hat. In der Nähe habe ich 1978 drei Monate Keramik-Praktikum gemacht und war oft und gern in Barcelona, auch später noch in mehreren Urlauben. Einmal hatte ich mit einer Freundin ein Zimmer für 3,50 DM in einem hauptsächlich von Legionären bewohnten und einer puffmutterartigen Alten bewirtschafteten „Hotel“, nichts für besser situierte Rentner:innen …
    Ist Sagrada Familia jetzt fertig? Sie ist so wunderschön, (wie auch der Park Güell), man konnte jahrzehntelang den Bau verfolgen. Und die catalanische Bewegung scheint ja immer noch schwer aktiv.

    Seid froh, dass ihr dem dieses Jahr bisher meist sehr kalt-windig-feuchten Frühling hier entronnen seid, jetzt an Ostern durften wir zum Glück mal wieder kurz von Sonne und Wärme kosten.

    Liebe Grüße
    Marianne

    Antworten
  4. Liebe Marianne,
    mit solch ‚nachdrücklichen Eindrücken‘ wie du können wir natürlich nicht dienen. Dafür war unser Aufenthalt dann doch etwas zu kurz.
    Zum Zustand des Baus der Sagrada Família nur so viel. Der ursprüngliche Plan einer Fertigstellung zum 100. Todestag des Meisters Gaudi in 2026 hinzukriegen, das wird wohl nichts.
    Aber Papst Bene aus Bayern hat 2010 schonmal vorbeigeschaut und die Kirche geweiht und zur Kathedrale, aber nur minor (Was immer das auch heißt.), erhoben.
    Sie ist also schon in Funktion und ein Seitenschiff kann ausschließlich aus Gründen des Gebetes betreten werden. Aber dass das auf dieser katalanischen Baustelle nicht mehr so rund läuft, daran sind eher nicht ‚die Spanier in Madrid‘ schuld sondern Corona und der stockende Almosenfluß.
    Liebe Grüsse an Dich und Dieter nach Berlin, Wolfgang

    Antworten

Schreibe einen Kommentar